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Lee Scratch Perry

Musik Spezial Artikel Juni 1997 von C-lector C  
  Photos by Nof-Nof
Konzert Schüür Januar 2002 with Mad Professor  

perry live 2000

Musik Spezial Zeitungsbeilage der DAZ Juni 1997

für die Regionen Zürich, Bern, Luzern

 

LEE"SCRATCH"PERRY

Text & Konzept: C-lector C

 

DIE 7 LEBEN
1. Little Perry
2. Chicken Scratch
3. Mr. Music
4. The Upsetters
5. Super Ape
6. Blackark
7. Switcherland

 

Einleitung von Reto Baumann

Bob Marley hat er universell geformt, King Tubby zum Dub inspiriert - Lee Perry ist der wahre König des Reggae

 

Die exzentrischste Figur im Musikzirkus neben George Clinton und Sun Ra lebt seit acht Jahren In Zürich.

Lee Perry, der mystische (Geist-)Vater von Reggae, Dub, Hip Hop, Jungle - und sogar Punk.

Unzählige Künstler aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen hat er beeinflusst. Seine Verdienste für das Musikschaffen allerdings werden erst jetzt gewürdigt. Die Geschichte jenes Mannes, den man in Zürich schon mal antrifft, wenn er sich selbst auf Video bannt oder auf offener Strasse meditiert.

President Perry mit vielen Beinamen geschmückt, ist das Chamleon der lebenden Legenden. Fünf Jahrzehnte hat er mit seiner quirligen Art, seiner schrillen Garderobe und seinen frechen Sprüchen das Geschehen rund um die Musik weltweit beeinflusst und geprägt, immer wieder erleben seine Fans eine neue Metamorphose.

Diesen Kater mit den sieben Leben hat noch nichts aus der Ruhe gebracht.

 

Little Perry 1oldies but goodies 1958

0. Top 1. Little Perry - 2. Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4. The Upsetters - 5. Super Ape - 6. Pipecock - 7. Hare Krishna

Der Kater beginnt zu schnurren - das erste Leben:

Ende der 50er Jahre kommt Rainford Hugh Perry vom Lande (Parrish of Hanover) in die Hauptstadt (Kingston). Als Baggerfahrer verdient er sein erstes Geld. Duke Reid, der mit dem Spiritousenladen seiner Frau ein Soundsystem (eine Art portable Disco) aufbaut und später dort ein Aufnahmestudio (Treasure Isle) einrichtet, lässt den kleinen Perry abblitzen.

Anders Coxsone Dodd. In Jamaika baut er das erste unabhängige Aufnahmestudio auf, das Studio One. Mr. Dodd reist nach Amerika und kauft sich mit dem Erlös, den er beim Baumwollpflücken erarbeitet, amerikanische R&B-Scheiben. Zurück in Jamaika spielt er diese auf der Strasse, am Strand oder in Clubs auf seinem Soundsystem.

In Coxsone Dodd's Studio One schafft sich Little Perry einen Namen als unermüdlicher Laufbursche. Er jagt nach Hits für Coxsone, wird zum Talentsucher und Soundsystem-Mann. Was auch Probleme bringt: Fünf sogenannte Rude bwavs (rüde Buben), die für Duke Reid gegnerische Soundsystems bekriegen und ausspionieren, attackieren Lee Perry.

Prince Buster, ein Boxer und später selber Produzent mit Soundsystem, schützt den kleinen Mann (nicht grösser als 1.70 m) vor dem tätlichen Angriff.

2. Chicken Scratch Perry chicken scratch 1963

 

0. Top 1. Little Perry - 2. Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4. The Upsetters - 5. Super Ape - 6. Pipecock - 7. Hare Krishna

 

Der Kater lernt das Knurren - das zweite Leben:

 

Die 60er in Jamaika sind von Chicken Scratch Perry geprägt. Mit Jackie Mittoo (Pianist) leitet er die Sessions im Studio One und produziert fleissig ("6th & 7th Book Of Moses" für die Maytals, mit der wohl allerersten Dub-Version auf der B-Seite).

King Perry singt eigene Kompositionen und schreibt u.a. für Delroy Wilson ("Spit In The Sky").

Seine sozialkritischen Kommentare (Give Me Justice) fallen genauso auf wie seine anzüglichen Texte (Dr. Dick) und seine Attacken gegen andere Soundsystem-Men (Prince Buster in Mad Head). immer wieder singt er über die Ernährung (0pen Up The Cook Book), die in seinem Leben eine zentrale Rolle spielt.

Die gesunde Ernährung ist ihm genauso wichtig (lch liebe meinen Körper) wie das Überschreiten von Konventionen beim Essen (dazu später). Weil Coxsone seine Platten nicht veröffentlicht, ihm keine Credits gibt und vor allem schlecht bezahlt, verlässt King Scratch das Studio One.

Das Jahr 1965 ist ein Schicksalsjahr für die jamaikanische Musik. Don Drummond, der stärkste Exponent der Musikervereinigung rund um die Skatalites (Studiomusiker-Band), ermordet seine Freundin Margarita und verschwindet in einer Heilanstalt.

Das Ende des Ska und des grössten Posaunisten, den die Insel je hervorgebracht hat ist nicht mehr abzuwenden. Don D's Schüler Rico Rodriguez erbt seine Posaune und spielt fortan - mittlerweile schon seit 50 Jahren -auf unzähligen Platten mit (Specials, Selecter, Steel Pulse, Linton Kwesi Johnson, Paul Young, Joan Armatrading, Mad Lighters).

Anstelle des schnellen Ska tritt der soulige Rocksteady. Die Bläser rücken in den Hintergrund. Der walkende Kontrabass wird durch den simpler gespielten E- Bass ersetzt. Eine neue Generation von Musikern verdrängt die alteingesessenen. Neben den drei grossen Produzenten (Duke Reid, Coxsone Dodd, Prince Buster) treten viele junge in Erscheinung (Joe Gibbs, Clancy Eccles, Bunny Lee). Gibbs erlangt durch die Produktion des Stücks "Up Town top Ranking" von Althea & Donna und die LPs von Culture ("Two Sevens Clash", "Baldhead Bridge") sowie Dennis Brown ("In Vision") Berühmtheit - nicht zuletzt dank seiner guten Nase für die besten Studioarbeiter (Niney Holness, Prince Jammy, Errol T., die allesamt selbst berühmte Produzenten wurden).

Edward Bunny "Striker" Lee bestimmt die jamaikanische Musik anfangs der 70er mit Produktionen wie "Better Must Come" von Delroy Wilson (1971), das mitgetragen hat beim Regierungsumsturz im folgenden Jahr.

Clancy Eccles gilt als der freundlichste unter den jamaikanischen Produzenten, er hat die Studioband und die Sänger immer korrekt bezahlt und ihnen sogar Geld geliehen (ein wenig bekannter Brauch in Jamaika). Daneben hat er sich einen Schneiderladen aufgebaut und so die erste Modewelle ausgelöst (diese Mode stand Pate für die Two-Tone Bekleidung in England Ende 70er).

 

3 Mr. Music Perry people funny boy 1967

 

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Der Kater faucht - das dritte Leben.

 

Die beiden Produzenten Joe Gibbs und Clancy Eccles spielen in Perrys drittem Leben eine grosse Rolle. Clancy Eccles beginnt 1959 mit "Freedom" für Coxsone Dodd (eigentlich das erste Ska-Stück, doch Coxsone veröffentlicht das Stück erst drei Jahre später).

1967 startet Eccles das NuBeat- Label mit Say What Your Saying, gesungen von Monty Morris. Auf demselben musikalischen Grundgerüst verkündet Lee Perry (als The Groovers) You Were Meant For Me. Zusammen kreieren die beiden quasi den Rap, wieder auf demselben Riddim (C.N.Express).

Um Eccles rankt sich auch die erste Legende, wie der Begriff Reggae zur festen Wendung wurde: An einem Tanzabend soll Clancy zu einem leichten Mädchen gerufen haben: Hey streggae come make we reggae ("streggae* ist ein jamaikanischer Slang für ein leichtes Mädchen, das Wort reggae bleibt dagegen offen).

Bunny Lee, ein weiterer Produzent, veröffentlicht zur selben Zeit Bangarang von Stranger Cole & Lester Sterling. Lee Perry soll auch dieser Aufnahme beigewohnt haben. Wieder geht die Geschichte um, dass hier das:Wort Reggae erstmals benutzt wurde: Als Bunny Lee Lester Sterling um eine weitere Version von "Bangarang" gebeten hat, soll dieser den Ausruf "Come mek it Reggae" gemacht haben, was soviel heisst wie "Packen wir's halt nochmals".

Und dann ist da noch Toots Hibbert, der mit Do the Reggay in derselben Zeit einen Hit nagelt und als erstes Stück mit dem Wort Reggay in die Geschichte eingeht.

Somit ist klar: keiner kann sich wirklich als alleiniger Schöpfer des Ausdrucks Reggae bezeichnen, zu viele verschiedene Facetten sind in dem Wort auch enthalten. Was aber auffällt: Mr. Music Perry hatte seine Finger überall entscheidend mit im Spiel.

So darf das Stück Jackpot (für die Pioneers geschrieben), das Kimble-the-Nimble Perry nach "The Upsetter" (eine Schimpftriade gegen Coxsone Dodd) für Joe Gibbs' Amalgamated- Label produziert hat, zumindest vom musikalischen Standpunkt aus gesehen als Geburtsstunde des Reggae bezeichnet werden. Das Up-Tempo erinnert stark an den Ska, doch die Zählzeiten sind halbiert.

Zur selben Zeit entsteht in England die erste Skinhead-Bewegung, die den frisch geborenen Reggae adoptiert. Die Skinheads verhelfen dem Ska in Europa zum Durchbruch (Specials, Selecter, Beat). Eigentlich ist der sogenannte (2-Tone)-Ska nichts weiter, als eine neue Stilrichtung, die sich aus dem Original- Jamaica-Ska, dem Skinhead-Reggae und der in England populären New Wave zusammensetzt.

Allerdings blieb der Name Ska bis heute an diesem Stil hängen, und so ist das Chaos programmiert. Dabei sind die Gesichter des Ska mannigfaltig: Punks mögen ihn genauso wie Skinheads, Rastas und Rapper.

 

4 The Upsetters return of django 1969

 

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Der Kater will höher hinaus.

 

Das Ende der 60er bedeutet für den Upsetter Perry den Schritt in die Freiheit. Der internationale Durchbruch steht bevor. "Return of Django mit den Upsetters landet auf Platz fünf der britischen Charts.

Sein exzentrisches Auftreten fällt auf. In einem 4-Stern-Hotel in Kingston, wo er mit seiner Band einen Plattenvertrag feiert, greift er nach seinem Steak, das er wie ein Wolf mit den blanken Pfoten entzwei reisst und es zähnefletschend verschlingt.

 

4 Der Kater miaut - das vierte Leben:

 

Die 70er Jahre sind geprägt durch seine Arbeit an und mit Bob Marley, den er universell geformt hat. Gemeinsam haben sie Texte und Stücke ausgearbeitet.

Groover Perry hat eine Textzeile geformt, Marley vervollständigt zum Vers, und schon ist ein neues Stück geboren. Neckereien und Wortspielereien ("Small Axe") werden wie conscious lyrics ("Concrete Jungle") zu Hymnen ("Jah Live").

Die Wailers erleben ihre Blütezeit. Peter Tosh schreibt seine wohl besten Stücke ("Brand New Second Hand, Downpressor), und Bunny Wailer driftet ins Dreamland.

Ihre Auftritte werden zusehends dichter, und 1973 spielen sie in England vor einem hauptsächlich weissen Publikum (Johnny Nash lässt grüssen). Kirk Thorne, Musiker aus Trinidad, beschreibt diesen Auftritt als revolutionär. Er war selbst der einzige farbige Zuschauer. Bahnbrechend ist vor allem das Doppelkeyboard von Earl Wire Lindo.

Es bestehen keine Zweifel: Die Wailers sind unter Perry zu starken Persönlichkeiten herangewachsen. Wohl nicht zuletzt, weil Perry die Typen, vor allem Marley, individuell gezeichnet hat, ist es später zur Trennung gekommen. Dabei schnappte Marley Perry gleich die Studio-Musiker (Aston & Carlton Barrett, Drum & Bass) weg.

Trotzdem hat Perry bis zu Marleys Krebsbefund 1978 immer wieder mit seinem Schützling zusammengearbeitet ("Rastaman Live Up").

 

5 Super-Ape Perry super ape 1974

 

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Der Kater geht eigene Wege - das fünfte Leben:

 

1974 baut Monster-Man Perry ein eigenes Studio, neben seinem Wohnhaus aus. Er bemalt die Wände und hängt alle möglichen und unmöglichen Kultgegenstände auf. Dieses musikalische Kleinod tauft er «The Black Ark Studio». Wie Noah Perry mit King Tubby den Dub kreiert hat (was er heute bestreitet), wird verständlich, wenn seine Arbeitsweise kurz beleuchtet wird. Lediglich mit einer selbstgebastelten 4-Spur-Maschine ausgerüstet (jede mittelmässige Schrottband verfügt mindestens über ein solches Aufnahmegerät) beginnt die Session zuerst nur mit Drum & Bass. Wie ein Domino setzt sich dann das Stück Spur um Spur zusammen. King Tubby ist derart von der Drum & Bass-Session begeistert, dass er Living-Heart Perry um ein Tape bittet, das er zu den ersten Dubs ausarbeitet. Diese verrauchten Studiosessions bringen 1973 eine Vorwegnahme des Hip Hop. In «Cow Thief Skank», das lustig zwischen zwei unterschiedlichen Stücken wechselt, liefert sich Perry ein Wortgefecht mit Charlie Ace.

Der Kater zeigt seine Krallen. Sein Einfluss auf den Punk wird zusehends grösser. Die «Punky Reggae Party» (Bob Marley & The Wailers 1977) entspringt seinem Hirn. Super-Ape Perry als Verkörperung des Ur-Punk. Sein Schaffensdrang ist ungebremst: Bei über 1000 Produktionen zwischen 1968-78 ist Jesus Rainford Perry federführend (Max Romeo, Heptones, Junior Murvin). Seine Black Ark-Kompositionen schaffen den Sprung in die britischen Charts («Hurt so good», Susan Cadogan, Nummer 4, 1975) und sind im Kinofilm «Countryman» zu hören (Jah Lion mit «Wisdom»). Das grosse Potential an Sängern und Toastern in Jamaika bietet Haile-Selassie Perry die Möglichkeit, Kosten einzusparen. Er produziert bis zu 12 Versionen («Keep On Moving») auf ein und demselben Riddim. Auf diese Weise spart er teure Studiomusiker, die er nach dem Weggang von Teilen seiner Studioband zu den Wailers eigentlich brauchen würde. Black Ark ist nicht nur ein Sprungbrett für junge Talente, es hat auch internationale Stars angezogen (Robert Palmer, John Martyn, Linda Mc Cartney, The Clash). Die erleben das Studio und das Gelände sehr unterschiedlich. Die mystische Kraft und die grimmigen Typen, die den Sessions beiwohnen, verwirren nicht nur weisse Künstler (Robert Palmer). Die vielen Spliffs (Joints) vernebeln die Aufnahmen auf geheimnisvolle Art und Weise. Mitunter bläst Perry den Rauch über die fertigen Mastertapes oder er geht gar soweit, dass er die Bänder im Garten vergräbt. (Ein Ritual, das er bis zum heutigen Tag beibehalten hat.)

Der Kater flippt aus. Das Ende der 70er darf als sein Höhepunkt und Ende bezeichnet werden. Er verbrennt sein Black Ark Studio und sprengt eine halbe Million US-Dollar mit seiner Yacht in die Luft. Seine Frau (Pauline Morrison) verlässt ihn mitsamt den Kindern, Bob Marley stirbt. Black-Man Perry hat sich schachmatt gesetzt. Ohne Marley muss er plötzlich selber singen. Bis dahin hat er erst ein Soloalbum veröffentlicht, das geniale «Roast Fish Collie Weed & Corn Bread» (1978).

6 Pipecock Jackxson Perry pipecock jackson1979

 
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Der Kater lässt das Mausen nicht - das sexte Leben

 

Pipecock Jackxson ist 1979 in Amsterdam auferstanden. Obskure Geschichten, die in der Oeffentlichkeit kursieren, lähmen den unheimlichen Kreatoren allerdings vorerst. Im Stück «Bed Jammin» schliesslich gesteht er den Inzest mit seiner Tochter Marsha ein, die er als Reinkarnation der Königin von Sheba bezeichnet. Das Sexualleben des Dr. Dick, dessen Penis angeblich bis zum Knie reichen soll und dessen Verschleiss an Frauen legendär ist, erfährt einen krassen Bruch.

Legalize Perry bleibt aber im Geschäft, erweitert seinen Horizont. Er produziert Stücke für Talking Heads, Bad Manners und Simply Red. Seine Intros für Terence Trent d'Arby lässt er sich gut bezahlen (3000 US-Dollar). Schliesslich landet er als Produzent von Zodiac Mindwarp gar im Lager der Heavy Metaller.

Die 80er Jahre sind geprägt von hartnackigem Arbeiten an eigenen Alben. Dem Mad-Man Scratchy gelingt vor allem durch seine verbalen Attacken gegen Margareth Thatcher und Ronald Reagan ein tolles Comeback. Sein grosser musikalischer Coup heisst «Battle of Armagideon - Millionaire Liquidator» (Trojan 1986). Er doppelt mit "Time Boom - De Devil Dead" für Adrian Sherwood, zusammen mit Dub Syndicate 1987 nach. Endlich beginnt er auch, Konzerte zu geben, erstmals in Paris. Bei seinem Auftritt in Zürich 1989 im Rahmen eines Dennis Brown-Konzerts singt er zwei Stücke.


7 Hare Krishna Perry from secret lab 1992

 
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Der Kater ist verliebt - das siebte Leben

Hare Krishna-Perry. Die SF DRS-würdige Hare Krishna-Heirat mit Mireille ist die Krönung des Königs (1992). Lee Perry dankt dem Schweizer Volk und der Schweizer Regierung (in 10 vor 10). Der Fokus des TV-Berichts ist jedoch hauptsächlich auf die Schweizerin Mireille gerichtet.

Was Perry in den End-Neunzigern noch alles hervorbringen wird, darf mit Spannung erwartet werden. Mega-Man Perry ist unermüdlich geblieben und arbeitet mit allen möglichen Bands zusammen (Soon-Come Band, Roots Band, Terrorists). Er ist sich nicht zu schade für Schweizer Produktionen («Peeni Waali»). Bloss die Schweizer Bands Mad Lighters, Ganglords tun sich etwas schwer mit dem Exzentriker. Sein Besuch bei einer Probesession der Ganglords ist verwirrend verlaufen. Er erscheint mit einer Videokamera, zeichnet alles auf und verschwindet wieder, als seine Versuche die Band zum Techno zu konvertieren, scheitern.


Jimmy Cliff und Toots Hibbert (von den Maytals) aktualisieren ihre Musik den Modeströmen gemäss. Sie flechten Ihre wunderbaren Stimmen in moderne Stile ein, schwimmen mit einer grossen Masse. The Skatalites, die Perry 1963/64 im Studio One begleitet haben («Chicken Scratch»), sind seit 1992 wieder aktiv. Dank ihrem Können und dem Beiziehen von jungen Talenten wächst ihre Fangemeinde weltweit, sie spielen mehr als 100 Konzerte pro Jahr. Laurel Aitken, Prince Buster und Derrick Morgan, die drei Grossen der Ska-Aera, sind ebenfalls alle noch aktiv. Sie bedienen sich ihrer alten Hits und transportieren sie in die heutige Zeit ("Hit it from the top to the very last drop", wie Laurel zu sagen pflegt).

Für JackStone Perry sind Geschichten aus der Vergangenheit sekundär. Das Jetzt steht im Zentrum. Tägliches Aufzeichnen auf dem Heim-Recorder ist eine Achse seiner Arche, Know-how und Können bilden den Rumpf. Nur schon lange warten die Fans auf den nächsten grossen Coup des Genies. Seit seinem geglückten Raggamuffin-Versuch ("Lord God Muzick", Heartbeat 1991) ist keine bewegende Produkt ion von Sky Perry zu hören. Die Gerüchte einer Reunion der Upsetters mit Music-Colly Perry bleiben in der Luft hängen. Der Kater ist in höhere Sphären gerückt. Trotzdem darf man Cool-the-bad Perry als zeitgenössischen Poeten auf keinen Fall abschreiben. Stempelt man ihn als verrückt ab, macht man es sich zu einfach. Mit etwas über 60 Jahren (so genau weiss das niemand, Passport: 20. März 1936) ist er weiterhin agil, wenn auch abseits der Musikindustrie, die die Kreativität des Genies brachliegen lässt. Vielleicht wird er seine Anhänger demnächst mit einem interaktiven Techno Programm vor den Kopf stossen. Denn der Künstler orientiert ich an der Jugend, und das Aufschnappen und verarbeiten neuer Trends ist ein Trick, dessen sich schon die Klassiker bedient haben.

Beseelt von der Natur und dem Spiritus des Schöpfers schwimmt Concrete Perry weiter gegen den Strom und verscheucht - mit Urin in Weinflaschen - rund um den Zürichsee böse Geister auf ewig.

Ras Claude/The Roots Connection

Mit einer Diskographie von Lee Scratch Perry liessen sich ganze Bücher füllen, hat er in seinem Leben doch über 1000 Titel produziert. Deshalb belassen wir es hier mit einen kurzen Hinweis auf bereits bestehende Auflistungen des Schaffens des Upsetter - umso mehr als der historische Abriss mit Plattenangaben einen tauglichen Leitfaden für den Weg durch das Perry-Universum bildet. Viele der Perry-Platten wurden von Trojan Records London wiederveröffentlicht. Ein Grossteil von Perrys Schaffen wurde auch von Island/Polygram und Heartbeat herausgegeben. Die Kooperationen Perrys mit der englischen Dub Szene (Dub Syndicate, Mad Professor) sind bei On-U Sound und Ariwa erschienen, seine Schweizer Produktionen bei Mango/Polygram und Black Cat/Sound Service. Um die Wiederauflage von alten Dub /Reggae-Klassikern (auch von Perry sind schon Alben erschienen) bemühen sich zudem die Labels Blood And Fire und Pressure Sounds (beide bei RecRec). Aus führliche Diskographien finden sich In «The Upsetter» vertrieben durch The Beat, P.O. Box 658, LosAngeles, CA 90065, USA. (Bereits erhältlich sind die Nummern 1 und 2.) und der Nummer 2 des Beastie Boys-Hefts «Grand Royal» erschienen 1995).

ausserdem kann bei The Roots Connection das Tape "7 Cats Alive - Lee Perry by rTc" bestellt werden, welches exklusiv zum Artikel von C-lector C zusammengestellt worden ist.

Lee Perry ist am 1. Luzerner Reggae Festival am 11. Januar 2002 mit Mad Professor aufgetreten - The Roots Connection durfte einladen!!! (more)

 

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